Stigmella Nivenburgensis

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EU M-EU 00097 Stigmella nivenburgensis (PREISSECKER, 1942)


Fraßspuren und Befallsbild

1-2, Minen an schmalblättriger Weide (Salix fragilis): Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Stukenbrock, 110 m, 8. Oktober 2018 (fot.: Dieter Robrecht), det. Mine Erik van Nieukerken, det. Weide Dieter Robrecht & conf. Erwin Rennwald [Forum]
3-9, an Salix × rubens: Deutschland, Niedersachsen, Ortsrand Rodenberg, 70 m, Streuobstwiese in Gewässernähe, 29. Oktober 2019 (det. & fot.: Tina Schulz), conf. Erik van Nieukerken [Forum]
10-13, an Salix cf. fragilis: Deutschland, Niedersachsen, Ortsrand Rodenberg, 70 m, beim ehemaligen "Taxi Thienel", 4. November 2019 (det. & fot.: Tina Schulz) [Forum]
14, an "Trauerweide" (Salix spec.): Deutschland, Niedersachsen, Hannover, Welfengarten, 50 m, 4. November 2019 (det. & fot.: Tina Schulz) [Forum]
15: Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Köln, ehemalige Kiesgrube am Stadtrand, 50m, 24. November 2019 (det. & Foto: Jörg Siemers),. conf. Tina Schulz [Forum]



Diagnose

1-3: Griechenland, Daten siehe Etiketten (fot.: Michel Kettner), coll. ZSM, "Klimesch-Sammlung"


Diagnose Mine

An schmalblättrigen Weiden leben nach derzeitigem Kenntnisstand in Mitteleuropa Stigmella obliquella und Stigmella nivenburgensis.
Anhand der Lage des Blattaustrittsschlitzes der Raupe können verlassene Minen eindeutig identifiziert werden: bei Stigmella obliquella befindet er sich auf der Blattoberseite, bei Stigmella nivenburgensis auf der Unterseite, bedingt durch die Lage der Raupe (bauchoberseitig bzw. -unterseitig) in der Mine.



Biologie

Nahrung der Raupe

Nach JOHANSSON et al. (1990) miniert die Raupe in Blättern schmalblättriger Weiden: Salix alba (Silber-Weide), Salix triandra (Mandel-Weide) und "Salix babylonica" (Trauer-Weide). [Bladmineerders.nl] nennt noch Salix fragilis (Bruch-Weide).


Habitat

1: Deutschland, Niedersachsen, Hannover, Welfengarten, 50 m, 4. November 2019 (Foto: Tina Schulz)
2: Deutschland, Niedersachsen, Region Hannover, Langenhagen, Ortsteil Kaltenweide, Clara-Schumann-Straße, 60 m, 10. Dezember 2019 (Foto: Tina Schulz)
3: Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Köln, ehemalige Kiesgrube am Stadtrand, 50 m, 24. November 2019 (Foto: Jörg Siemers) [Forum]



Weitere Informationen

Etymologie (Namenserklärung)

PREISSECKER (1942: 211): „Ich benenne sie nach ‚Nivenburg’, einer der älteren Bezeichnungen von Klosterneuburg.“

Synonym S. thibaulti: VARENNE & NEL (2019: 86) teilen mit: « La nouvelle espèce est amicalement dédiée à Marc Thibault de l'institut de recherche pour la conservation des zones humides méditerranéennes, de la Tour du Valat. »


Andere Kombinationen

Synonyme


Taxonomie

Das Taxon Stigmella thibaulti wurde nach einem einzigen Männchen aus dem Rhône-Delta beschrieben. Nach Ansicht der Autoren unterscheidet sich dieses genitaliter hinreichend deutlich von den ähnlichsten Arten, konkret Stigmella betulicola (als Raupe an Birke lebend) und Stigmella nivenburgensis (an Weiden lebend), so dass sie daraus Artberechtigung ableiten. Birken soll es an der Fundstelle nicht geben, zu Weiden wurde keine Aussage gemacht. Ich formulierte daher: "doch ohne Hinweis auf die Raupennahrung, ohne Fund weiterer entsprechender Exemplare und ganz ohne genetische Absicherung erscheint mir die Artbeschreibung doch zumindest voreilig." Das hat sich leider bestätigt. HUEMER & VAN NIEUKERKEN (2021) können über ein erfolgreiches Barcoding beim Holotyp von S. thibaulti berichten mit dem Ergebnis, dass der BIN zu allen europäischen Stigmella nivenburgensis passt. Die beschriebenen kleinen Unterschiede im Genital halten sie für ein Präparations-Artefakt, so dass S. thibaulti nichts als ein simples Synonym zu S. nivenburgensis ist.


Faunistik

Nach JOHANSSON et al. (1990) ist die Art überwiegend südosteuropäisch verbreitet: Griechenland, Ungarn, im nördlichen Italien, Österreich und Polen. Die Fauna Europaea [Fauna Europaea, last update 23 July 2012, version 2.5] nennt nicht nur weitere Länder Südosteuropas, sondern auch Litauen, den zentralen Bereich des europäischen Teils von Russland, die Slowakei, Rumänien und Spanien als Länder mit Artnachweis.

Von der Fauna Europaea [Fauna Europaea, last update 23 July 2012, version 2.5] wird das Vorkommen in Deutschland als "doubtful" bezeichnet. Das ist falsch! Die Art kommt auch in Deutschland vor. Nach PRÖSE et al. (2003) war sie damals allerdings nur durch Minenfunde aus Bayern belegt (PRÖSE 2001). K. STÜBNER fand dann im Herbst 2003 bei Jänschwalde im Osten Brandenburgs Minen an Trauerweide, aus denen im Laufe des März 2004 4 Falter schlüpften (GAEDIKE 2009: 78). War die Art bis dahin nur aus dem Südosten und Osten Deutschlands bekannt, gab es 2018 zwei Minenfunde im Nordwesten: Dieter Robrecht hatte am 8. Oktober 2018 bei Stukenbrock 2 Minen an Bruchweide gefunden, die er nicht zuordnen konnte und Stigmella obliquella vermutete. Erik van Nieukerken bestimmte sie als S. nivenburgensis und damit als eine für Nordrhein-Westfalen neue Art [Forumsbeitrag Dieter Robrecht 11. Oktober 2018].

Der Fund in Nordrhein-Westfalen steht sicher in Zusammenhang mit dem plötzlichen Auftreten und der rasanten Ausbreitung im nördlichen Teil der Niederlande, über die Erik van Nieukerken, Ben van As & Gerrit Tuinstra am 29. Oktober 2017 auf [microvlinders.nl] berichten. Auch auf [naturetoday.com] berichtet dieses Team am gleichen Tag über die ersten Minenfunde am 2. Oktober 2017 und die sehr erfolgreiche Minensuche in den Wochen danach. Und natürlich stellte man sich die Frage, wo die Tiere denn plötzlich herkommen. Eine fertige Antwort gibt es nicht. Aber: Erik van Nieukerken fand auch einige Minen mit Raupen in Nordfrankreich, Dép. Somme, in der Nähe des Canal du Nord, während die Art bisher in Frankreich nur aus dessen Süden bekannt war. Und die Autoren halten es auch für möglich, dass die Art quer über Deutschland in die Niederlande kam - und das in Deutschland nicht bemerkt wurde, weil man dort weniger auf Blattminen achtet. Und sie ziehen auch einen versehentlichen Import mit Weiden aus Südeuropa in Betracht, vielleicht sogar einen aus China. Die starke Konzentration der Funde im Bereich Lauwersmeer unter Auslassung der südlichen Niederlande und nur bescheiden weniger Funde in Deutschland sprechen sehr für eine initiale Verschleppung mit anschließender Etablierung. Da im barcoding-tree von HUEMER & VAN NIEUKERKEN (2021: 304) alle 5 untersuchten europäischen Tiere (Bulgarien, Niederlande, Frankreich - dort inkl. des Holotypus von S. thibaulti) gemeinsam clustern und sich dabei etwas von den beiden Exemplaren von China und Südkorea absetzen, fällt die Möglichkeit einer Einschleppung aus China hier wohl weg.

SOBCZYK (2018) teilt ein Dutzend Fundorte in Sachsen mit.

Das Synonym Stigmella thibaulti wurde aus Südfrankreich beschrieben.


Typenmaterial

Synonym Stigmella thibaulti: VARENNE & NEL (2019: 85) beschrieben die jetzt synonymisierte Art nach einem einzigen ♂: « HOLOTYPE mâle : France, Bouches-du-Rhône, Arles, Tourtoulen, 3 m, uv, 21 juin 2018, Th. Varenne leg., prép. gen. TV n° 6721, Coll. Th. Varenne (Nice). »

(Autor: Erwin Rennwald, mit Ergänzung von Jürgen Rodeland)


Literatur


Informationen auf anderen Websites (externe Links)


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