Hipparchia Alcyone

Bestimmungshilfe | LetzteAenderungen | Preferences

Bestimmungshilfe / Schmetterlingsfamilien / Nymphalidae (Edelfalter)
EU M-EU 07430 Hipparchia alcyone ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) - Kleiner Waldportier

1: Österreich, Niederösterreich, Scheiblingkirchen: Türkensturz, Mischwald, Halbtrockenrasen, Felsflur, 580 m, 5. Juli 2002 (Foto: Peter Buchner), det. Peter Buchner
2-3: Deutschland, Brandenburg, Freienhufen, 20. Juli 2001 (Freilandfotos: Markus Schwibinger), det. Markus Schwibinger
4-7: Deutschland, Brandenburg, Freienhufen, 21. Juli 2001 (Freilandfotos: Markus Schwibinger), det. Markus Schwibinger
8: Deutschland, Brandenburg, 8 km südl. Cottbus, 10. August 2010 (Freilandfoto: Frank Rämisch), det. Frank Rämisch [Forum]
9-10: Deutschland, Sachsen, Burg, Tagebaufolgelandschaft, 111 m, 13. Juni 2011 (Freilandfoto: Friedmar Graf), det. Friedmar Graf [Forum]
11: Deutschland, Brandenburg, Niederlausitz, Umg. Drebkau, Juli 2012 (Freilandfoto: Marcel Altenburger), det. Jens Philipp [Forum]
12: Spanien, Teruel, vic. Albarracin, 14. August 2010 (Freilandfoto: Georg Paulus), det. Jürgen Hensle [Forum]
13: Deutschland, Sachsen, bei Hoyerswerda, Waldrand, 115 m, Tagfund, 5. August 2014 (Freilandfoto: Daniel Kopsch), det. Helene Otto [Forum]


Balz

1: Deutschland, Brandenburg, Großräschen, 130 m, 20. Juli 2018, Tagfund (Freilandfoto: Thorben Krauskopf) [Forum]


Ei

1, am Fuß einer Kiefer an einer alten Kiefernnadel direkt neben einen Schwingelhorst: Österreich, Wien, Kaltenleutgeben, Zugberg und Mizzi-Langer-Wand, 300 m, 7. August 2017 (Studiofoto: Markus Dumke), det. Markus Dumke durch Beobachtung der Eiablage [Forum]



Diagnose

1-2: Deutschland, Rheinland-Pfalz, Umgebung Idar-Oberstein, 5. Juli 2001 (Foto: Uwe Eisenberg), leg. & det. Wilfried Hasselbach [Forum]
3, Julliensches Organ: Spanien, Prov. Palencia, San Martín de los Herreros, 1100 m, 7. August 1991 (Studiofoto: Michael Schlemm), leg. & det. Michael Schlemm [Forum]

Vergleich: Hipparchia genava (links) - Hipparchia fagi (Mitte) - Hipparchia alcyone (rechts)

(coll., det. & fot.: Uwe Eisenberg), H. genava und H. fagi leg. Uwe Eisenberg, H. alcyone leg. Wilfried Hasselbach [Forum]



Biologie

Habitat

1: Deutschland, Brandenburg, 8 km südl. Cottbus, 10. August 2010 (Foto: Frank Rämisch) [Forum]
2-3: Spanien, Asturien, Picos de Europa, Valle del Duje, bei der Almsiedlung Vegas del Toro, um 1050 m, 3. September 2016 (Foto: Volker Simon) [Forum]
4, aus Brandenburg wird berichtet, dass sich die Raupe an Horsten von Schafschwingel (Festuca ovina), die im Halbschatten unter Kiefern in der Randzone zwischen offenen Bereichen und dem Waldinnenbereich wachsen, gefunden wird: Deutschland, Brandenburg, Niederlausitz, lichter Kiefernwald bei Großräschen, 130 m, 2. Juli 2018 (Foto: Oliver Böck) [Forum]


Lebensweise

1, beim Saugen an Tierkot: Spanien, Asturien, Picos de Europa, Valle del Duje, Vegas del Toro (Almsiedlung), ca. 1050 m, 3. September 2016 (Freilandfoto: Volker Simon), det. Jürgen Hensle [Forum]
2, beim Saugen an Thymian: Deutschland, Brandenburg, Niederlausitz, lichter Kiefernwald bei Großräschen, 130 m, 2. Juli 2018 (Freilandfoto: Oliver Böck), det. Oliver Böck [Forum]


Prädatoren

1, Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia): Deutschland, Brandenburg, Großräschen, 130 m, 20. Juli 2018, Tagfund (Freilandfoto: Thorben Krauskopf) [Forum]



Weitere Informationen

Etymologie (Namenserklärung)

„griechischer Frauenname.“
SPULER 1 (1908: 42L)

hermione: „griechischer Frauenname.“
SPULER 1 (1908: 42L)


Synonyme


Taxonomie und Nomenklatur

RENNWALD (2007) fasst die Diskussion um den gültigen wissenschaftlichen Namen der Art zusammen: "Großer und Kleiner Waldportier sind schwierig auseinander zu halten. Lange Zeit wurden sie auch von etlichen Größen der Entomologie zusammengeworfen oder verwechselt. Satyrus hermione LINNAEUS, 1764 galt – nachdem der Name zunächst über mehr als hundert Jahre gebraucht worden war – längere Zeit als jüngeres Synonym zu Satyrus fagi SCOPOLI, 1763, also dem Großen Waldportier. KUDRNA (1977) kam zu dem Schluss, dass Satyrus hermione LINNAEUS, 1764, aber etwas anderes meinte als Satyrus hermione LINNAEUS, 1767, drei Jahre später. Nur Letzteres bezöge sich auf den Großen Waldportier, Ersteres hingegen auf den Kleinen. Beleg dafür war ein einzelner – abdomenloser – Falter in der Sammlung von LINNÉ in London mit von LINNÉ selbst geschriebenem Etikett „hermione“, bei dem es sich nach den äußeren Merkmalen tatsächlich um einen Kleinen Waldportier handelt. Der Kleine Waldportier hieß damit plötzlich Hipparchia hermione LINNAEUS, 1764, hatte also den Namen übernommen, den sein „großer Bruder“ mehr als hundert Jahre lang getragen hatte. Diese aus unserer Sicht unglückliche Namensvergabe wurde durch KUDRNA (1977) durch die Festlegung des genannten Exemplars als Lectotypus für „Hipparchia hermione (LINNAEUS, 1764)“ fixiert, d. h. also, KUDRNA (1977) hat aus den vermutlich mehreren Exemplaren, die LINNÉ seiner Urbeschreibung zugrunde gelegt hat (den sog. Syntypen) ein Exemplar ausgewählt, das für die Artbeschreibung in Zukunft alleinige Gültigkeit haben sollte. Dieser Vorgehensweise wurde meist gefolgt, so auch noch in den Feldführern von SETTELE et al. (2000, 2005). JUTZELER & VOLPE (2005) belegten aber sehr überzeugend, dass das Vorgehen von KUDRNA (1977) nach den internationalen Regeln für die zoologische Nomenklatur (ICZN-Code) gleich aus mehreren Gründen unzulässig und der Name „hermione“ für den Kleinen Waldportier nicht verfügbar ist. Der wichtigste Hinweis ist der, dass der von LINNÉ persönlich etikettierte Falter diesem bei der Beschreibung der Art wahrscheinlich gar nicht vorlag, er also formal nicht zur Syntypen-Serie gehören kann und damit prinzipiell als Lectotypus ausscheidet (ausführliche Detaildiskussion im genannten Werk von JUTZELER & VOLPE 2005). Großer und Kleiner Waldportier müssen demnach Hipparchia fagi (SCOPOLI, 1763) und Hipparchia alcyone ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) heißen, beides Namen, die noch nie für die jeweils andere Art vorgeschlagen worden waren. Dieser Auffassung schließen wir uns im vorliegenden Werk an.“ Entsprechend wird auch hier in der Bestimmungshilfe des Lepiforum verfahren. Welche Art LINNAEUS (1764) mit Hipparchia hermione wirklich meinte, wird sich wohl nicht mehr klären lassen. Da es keine echte Syntypenserie - geschweige denn einen Holotypus - gibt und Hipparchia hermione LINNAEUS, 1767 sich sehr wahrscheinlich auf das schon zuvor beschriebenen Taxon Hipparchia fagi SCOPOLI bezieht, steht "hermione" als Name für keine der beiden Arten zur Verfügung. Das ist auch gut so, denn dieser Name wäre auch mittelfristig nur verwirrend, da er mal für die eine, mal für die andere Art verwendet wurde. Leider haben SETTELE et al. (2009) dies bei der Neuauflage ihres Feldführers nicht berücksichtigt, und leider wurde dieser Fehler in keiner der bisherigen Versionen der Fauna Europaea (aktuell: Last update 27 January 2011. Version 2.4.) korrigiert. Auch TSHIKOLOVETS (2011) und natürlich KUDRNA et al. (2011) berufen sich nach wie vor auf die Revision von 1977. Das mag noch so oft wiederholt werden, falsch ist dieses Vorgehen trotzdem. Wir weichen hier daher ganz bewusst von der Fauna Europaea und den anderen genannten Quellen ab.

Ergänzungen 5.Mai 2017: Leider folgen auch AARVIK et al. (2017) dem Fehler von Kudrna; sie schreiben: "The lectotype of Papilio hermione Linnaeus, 1764 was designated and figured by Kudrna (1977). The long used Papilio alcyone [Denis & Schiffermüller], 1775 was sunk as a junior synonym. Some leading European butterfly specialists did not accept Kudrna’s action, but no application to conserve the name alcyone was sent to ICZN. Honey & Scoble (2001) who researched Linnaeus’ butterfly types, accepted Kudrna’s lectotype designation. As the designation by Kudrna is valid (G. Lamas in litt.), and the name Hipparchia hermione (Linnaeus, 1764) has gained more acceptance in recent years, e.g. Segerer & Hausmann (2011) and Tshikolovets (2011), we follow Kudrna (1977)." Da das Vorgehen meiner Meinung nach falsch ist, kann ich ihm hier nicht folgen. Die Bedenken, die es gegen die Verwendung des Namens hermione gibt, wurden von JUTZELER (2017) in seinem Beitrag "Doubts about the validity of the species name Hipparchia hermione Linnaeus, 1764 (Lepidoptera: Satyrinae) introduced by Kudrna (1977)" noch einmal sehr ausführlich - und für mich überzeugend - zusammengestellt. Lepiforum bleibt daher beim eindeutigen Namen Hipparchia alcyone.

Da einer der wesentlichen Unterstützer der Verwirraktion - G. Lamas - Mitautor der Studie ist, verwundert es nicht, dass WIEMERS et al. (2018) auf der Verwendung des Namens Hipparchia hermione für den Kleinen Waldportier beharren und den Namen alcyone nicht einmal als Synonym erwähnen. Lepiforum bleibt weiterhin beim eindeutigen und taxonomisch und nomenklatorisch korrekten Namen Hipparchia alcyone.

(Autor: Erwin Rennwald)


Faunistik

Die Verbreitung von H. alcyone in Südeuropa ist wegen der Verwechslungsmöglichkeit mit H. genava noch nicht genau bekannt. Von drei Männchen aus den Alpes Maritimes, die von Axel Steiner freundlicherweise bezüglich der Stäbchenschuppen des Jullienschen Organs untersucht wurden, gehörten zwei zu H. genava, eines aber zu H. alcyone. Ferner soll auf der Iberischen Halbinsel nur H. alcyone vorkommen, in Italien hingegen nur H. genava.


Literatur


Informationen auf anderen Websites (externe Links)


Bestimmungshilfe / Schmetterlingsfamilien / Nymphalidae (Edelfalter)
EU M-EU 07430 Hipparchia alcyone ([DENIS & SCHIFFERMÜLLER], 1775) - Kleiner Waldportier art-mitteleuropa

Bestimmungshilfe | LetzteAenderungen | Preferences
This page is read-only | View other revisions
Last edited Februar 12, 2021 10:29 by Jürgen Rodeland
Search: