FREYER ([1841]: 112-113, pl. 353 fig. 1) [Reproduktionen: Jürgen Rodeland nach Band in der Bibliothek des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe]
„effractus herausgebrochen, nach dem stark gezackten Flügelrand.“
SPULER 2 (1910: 91R)
Gemäß Opinion 134 des ICZN (HEMMING (1939)) ist Ennomos effractaria als Originalkombination bei FREYER [1841] zu betrachten.
Sehr unsichere Art! SKOU & SIHVONEN (2015) akzeptieren das Taxon nicht als Art, sondern führen es mit "status uncertain". Sollte es mit einer anderen europäischen Art identisch sein, dann - nach der Erstbeschreibung und der dort zu findenden Abbildung - mit Ennomos fuscantaria - SKOU & SIHVONEN (2015) vermuten daher zurecht, dass es sich um ein Synonym zu jener Art handeln könnte. Dafür spricht auch, dass sie diverse äußerlich ähnliche Exemplare aus Russland - bei denen die medialen und postmedialen Linien der Vorderflügel-Oberseite zum inneren Rand hin zusammenlaufen - untersucht und als E. fuscantaria bestimmt haben. Bleiben als Mysterium also eigentlich nur noch die ungescheckten Fransen. An dieser Stelle wäre es gut, auf einen Holotypus oder sonstige Exemplare der Typenserie zurückgreifen zu können - genau dies war SKOU & SIHVONEN (2015) aber nicht möglich, da sie nichts über den Verbleib des Holotypus herausfinden konnten.
Wir behalten hier die eigene Artseite vorerst bei, da noch Hoffnung besteht, hier zu einer Klärung hinsichtlich des taxonomischen Status zu kommen.
Ennomos effractaria wurde in der Fauna Europaea [Fauna Europaea, Version 2.4, last update 27 January 2011] nicht erwähnt. Nach einem Hinweis von Axel Hausmann an Michel Kettner war dies ein Versehen. Die Art wurde nämlich aus Europa beschrieben, genauer von Sarepta im Süden des europäischen Teils von Russland.
Alt Sarepta wurde 1765 von deutschen Missionaren der Oberlausitz (Herrnhuter Gemeine) gegründet. Statt dem gewünschten missionarischen hatte man wirtschaftlichen Erfolg - die junge Stadt zog nicht nur Händler an, sondern auch Forscher - so ist es kein Zufall, dass von hier Dutzende von Arten beschrieben wurden und Namen wie Colias sareptensis (möglicherweise gültiger Name für unsere Colias alfacariensis?), Zygaena sareptensis, Deserticossus sareptensis oder Pseudocryptolechia sareptensis vergeben wurden. Alt Sarepta lag am rechten Wolga-Ufer, ca. 400 km nördlich von deren Zufluss in das Kaspische Meer. Der Ort ist längst ganz in der Millionen-Stadt Wolgograd aufgegangen (Deutschen mit ein bißchen Geschichtskenntnis unter dem zwischenzeitlichen Namen Stalingrad bekannt).
SKOU & SIHVONEN (2015) erwähnen Quellen, die Angaben aus den Regionen Wolga-Don, Wolgograd und Rostov im Süden des europäischen Teils von Russland machen. Beim Lepidoptera Barcode of Life [lepbarcoding.org] wird ein Exemplar aus dem Dorf Zhanybek ganz im Westen von Kasachstan, wenige Kilometer von der russischen Grenze, gezeigt.
(Autor: Erwin Rennwald)
Wir folgen den Ausführungen von OLIVIER (2000).