1: Ukraine, Krim, Армянск, с. Перекоп, Турецкий Вал, 17. Juni 2009 (fot.: Vladimir Savchuk), det. Oleg Gorbunov
HERRICH-SCHÄFFER ([1846]: 69-70; Sesiides pl. 7, fig. 36) [Text nach Copyright-freien Scans auf www.biodiversitylibrary.org, Abbildung reproduziert von Jürgen Rodeland nach Band im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe]
Nach GORBUNOV (2019) entwickeln sich die Raupen ausschließlich in Wurzeln von Phlomis herba-venti ssp. pungens. Angaben zu Marrubium peregrinum beziehen sich auf Chamaesphecia efetovi.
HERRICH-SCHÄFFER [1846] beschrieb sein neues Taxon als "var." von Sesia masariformis, doch schon bald stellten STAUDINGER und andere Autoren das Taxon als "ab." zu Chamaesphecia annellata.
Mit der Klärung der Larvalbiologie der Artengruppe um C. annellata kam Bewegung und zugleich Konfusion in die Benennung.
STERZL (1967) meldet C. oxybeliformis erstmals für Österreich als von C. annellata getrennte "bona spec.", nachdem ihm die Zucht aus Stachys recta gelang. Wie wir heute wissen, hatte er zwar Recht mit der Feststellung, dass sein gezüchteter Falter von C. annellata artlich verschieden war, die Nahrungspflanze verrät aber eindeutig, dass er Chamaesphecia dumonti vor sich hatte.
LAŠTŮVKA (1983) führt C. oxybeliformis ebenfalls auf Artebene und nennt - nach der erfolgreichen Zucht eines Weibchens aus Bulgarien - Marrubium peregrinum als Nahrungspflanze der Raupe.
Doch was ist C. oxybeliformis tatsächlich? GORBUNOV (2019: 437) stellt fest: "In his remarkable work, Herrich-Schäffer [1846] described Sesia oxybeliformis Herrich-Schäffer, 1846 as a variation of Sesia masariformis Ochsenheimer, 1808 over a single male “aus Russland” [Herrich-Schäffer, 1846: 70]. With a high degree of probability, this specimen was collected in the vicinity of Sarepta (Russia: Volgograd) by one of the German colonists or even Alexander K. Becker (1818–1901) himself." Letzteres ist nicht unwichtig, denn in der Sammlung von K. Becker fand Gorbunov ein Weibchen von C. oxybeliformis aus Sarepta, und das entspricht ganz den Tieren, die Gorbunov selbst aus der gleichen Region aus Phlomis herba-venti ssp. pungens gezüchtet hatte. GORBUNOV (2019) bestätigt die Artverschiedenheit der Tiere aus Marrubium peregrinum von denjenigen aus Ballota nigra (also Chamaesphecia annellata), er stellt aber auch artliche Unterschiedlichkeit zwischen den Tieren aus Marrubium und denen aus Phlomis herba-venti fest. Sein Entschluss, hier erst einmal einen Neotypus festzulegen, ist daher nachvollziehbar: "Due to the fact that Ch. oxybeliformis is “an insufficiently known taxon”, and its type material has been lost [Špatenka et al., 1999: 362], I revise it and, in accordance with the article 75.3 of the International Code of Zoological Nomenclature [ICZN, 1999], designate a neotype here." Als Neotypus wählt er ein Tier mit den Daten: "Russia, Volgograd Region, Ol’khovka District, Mikhailovka, 49°47´ N, 44°24´ E, 03–05.VI.2002, ex larvae from a root of Phlomis herba-venti ssp. pungens (Lamiaceae), moth emerged 03.VII.2002, O. Gorbunov leg. (Sesiidae pictures №№ 0299-0300–2014) (COGM)".
Die hat zur Folge, dass C. oxybeliformis sensu auct. etwas anderes ist, als C. oxybeliformis HERRICH-SCHÄFFER, [1846]. C. oxybeliformis lebt nur an Phlomis herba-venti ssp. pungens; für die Tiere aus Marrubium peregrinum schien gar kein gültiger Name mehr verfügbar zu sein. Gorbunov benannte diese Tiere daher neu als Chamaesphecia efetovi. GORBUNOV (2019) stellt der C. annellata-Gruppe (mit C. annellata, C. efetovi, C. dumonti und der von ihm aus Armenien in dieser Arbeit neu beschriebenen Chamaespecia kalashiani n.sp.) eine C. oxybeliformis-Gruppe (mit C. oxybeliformis, C. djakonovi und der in Europa fehlenden C. ophimontana) gegenüber, die alle in Wurzeln von Phlomis herba-venti leben.
Nach der Neufassung der Art durch GORBUNOV (2019) verbleibe noch: "Currently, this species is known to occur in the steppe zone from the left bank of the Dnieper River in the west to north-western Kazakhstan in the east, to the north of the Volgograd region in the north and the Crimean steppe in the south."
(Autor: Erwin Rennwald)
Wir folgen den detaillierten Datierungs-Angaben von HEPPNER (1982).