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Hallo Clas,
es stimmt schon, dass sich der Buchs relativ schnell wieder erholt. Trotzdem meine ich, dass die einzigen in Deutschland vorkommenden „wilden“ Buchsbaumbestände (die sicher nicht für Drechslerarbeiten erhalten werden!) durchaus kontrolliert werden sollten. Nicht umsonst wurden sie unter besonderen Schutz gestellt. (Nebenbei: Für Donquichotterie halte ich das ‚Im-Auge-Behalten‘ nicht.) Und gerade bei einer monophagen Art besteht doch letztlich die Gefahr, dass sie, da keine andere Nahrung angenommen wird (ich habe es hier versucht), sich auf die vorhandenen Quellen stürzen. Aber zur Zeit besteht wohl keine Gefahr für die BW-Bestände oder für die der Nachbarländer. Bisher wurde die Art zumindest nur aus Weil gemeldet. Mir ist bisher noch nicht bekannt, wie mobil und ausbreitungsfreudig die Art ist. Da in einer Stadt sicher in den Gärten und städtischen Anlagen genügend Buchs vorhanden ist, glaube ich eher noch an Standorttreue.
Inzwischen weiß ich, dass die Art hier durchaus auch unsere Winter übersteht, denn die Raupen wurden bereits im vergangenen Jahr gefunden. Colette wird die Situation in Weil sicher im Auge behalten. Ich werde versuchen, Nachzuchten zu erzielen.
Nicht alle Neozoen müssen uns notwendigerweise Kopfschmerzen bereiten. Man muss auch nicht wegen einer sich einmal ausbreitenden Art gleich ganze Baumalleen fällen. Auch Cameraria ohridella wird unsere Kastanien nicht ausrotten. Aber es gibt sicher auch Arten, die man zumindest kritisch betrachten und im Auge behalten sollte. Als Lektüre empfehle ich das Buch von GEBHARDT, KINZELBACH & SCHMIDT-FISCHER, 1996 bei ecomed verlagsgesellschaft, Landsberg: Gebietsfremde Tierarten, Auswirkungen auf einheimische Arten, Lebensgemeinschaften und Biotope. Situationsanalyse. ISBN 3-609-69420-3.
Eins glaube ich mit Sicherheit: Wir haben eine neue Art im Lande, die wir wohl auch kaum mehr loswerden können. Warum auch?
Herzlichen Gruß
Eckard