Bestimmungsanfrage
Ei von Polyommatus icarus

Hallo Forum,

ich habe gestern, den 3. August 2005, ein Hauhechel-Bläulings-Weibchen bei der Eiablage an Hopfenklee beobachten können! Fundort war der ehemalige Truppenübungsplatz bei Flensburg (nördliches SH)!

Nun habe ich das Ei mit nach Hause genommen, um das erste Mal eine Bläulingsraupe zu sehen und diese dann zum Falter zu züchten. Allerdings fehlen mir hierzu die Erfahrungen!

Was muss ich bei der Zucht von Bläulingsraupen beachten?
Was frisst die Raupe, wenn sie gerade geschlüpft ist?
Und ganz wichtig: Wann sollte die Raupe eigentlich aus dem Ei schlüpfen? Noch dieses Jahr oder überwintert das Ei?

Ich würde mich über Tipps sehr freuen.

Liebe Grüße
Mario ^^

Bestimmungsvorschlag: Polyommatus icarus
Bestimmter Fund
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Erstellt: 8/4/2005, 12:50:57 PM
Funddatenwarning
Datum3. August 2005
StadiumEi
FundartTagfund
Bestimmungsvorschlag: Polyommatus icarus
Re: Ei von Polyommatus icarus

Guten Abend Mario

Da ich ob der Flut von Mitteilungen im Forum vor allem die Anfragen bezüglich Mikros lese, habe ich diesen Beitrag nicht beachtet.

Hier nun doch eine Antwort:
Bei P. icarus überwintert die Raupe. Dies ist unter Zuchtbedingungen oft sehr schwierig. Aber keine Angst. P. icarus macht mehrere Generationen pro Jahr, also lässt er sich leicht überlisten.

Am besten ist es, wenn du eine kleine Hopfenkleepflanze (ein paar Blättchen reichen aus) ausgräbst und bei dir in ein Einmachglas oder kleines Aquarium einpflanzest. Falls vorhanden reicht bereits ein sehr kleines durchsichtiges Gefäss von rund 5X5X5 cm aus (z.B. Schrauben- oder Nagelschachteln). In den Boden wird ein kleines Loch gebrannt (mit in Kerzenflamme glühend geheiztem Stahlstift). Die kleine Kleepflanze wird so ins Gefäss gebracht, dass die Wurzeln zum Loch herausschauen. Das Ganze wird in einen Joghurtbecher mit wenig Wasser gestellt, damit die Wurzeln ins Wasser baumeln. Sollte das Loch zu gross geraten sein, so wird es mit Klopapier verstopft, damit die Raupe nicht der Wurzel folgend ins Wasser hinuntersteigt und dort ertrinkt. Diese Minizuchtgefässe haben den riesigen Vorteil, dass kleine Raupen darin viel besser beobachtet werden können und nicht verloren gehen.

Das Pflanzenstück mit dem Ei legst du dann auf diese Pflanze. So findet die Raupe sofort nach dem Schlüpfen das richtige Futter.
Das Zuchtgefäss stellst du an eine helle Stelle, aber nicht ans direkte Sonnenlicht. Mit elektrischer Lampe sorgst du dafür, dass die Raupe sich unter Langtagbedingungen entwicklen kann, d.h. mindestens 16 Stunden täglich Licht. Vielleicht gelänge eine Zucht auch ohne künstliches Licht. Aber sicherer ist hier wohl besser.
Die eingetopfte Pflanze nur spärlich giessen, zu viel Nässe ist für die Raupe wesentlich schädlicher als Trockenheit. Nötigenfalls wird die Pflanze mehrmals ersetzt.

Viel Erfolg wünscht dir

Ruedi

Re: Ei von Polyommatus icarus

Hallo Ruedi,

ich bedanke mich vielmals bei dir für diese hervorragende Zuchtanleitung!

Ein paar Fragen hätte ich dazu allerdings noch.

Bei P. icarus überwintert die Raupe. Dies ist unter Zuchtbedingungen oft sehr schwierig. Aber keine Angst. P. icarus macht mehrere Generationen pro Jahr, also lässt er sich leicht überlisten.

Bedeutet das, dass sich die Raupe dann doch noch dieses Jahr verpuppen würde, sodass die Puppe überwintert oder würde der Falter sogar dieses Jahr noch schlüpfen?

Am besten ist es, wenn du eine kleine Hopfenkleepflanze (ein paar Blättchen reichen aus) ausgräbst und bei dir in ein Einmachglas oder kleines Aquarium einpflanzest.

Muss es unbedingt Hopfenklee sein, wenn das Ei an dieser Pflanze abgelegt wurde? Mein Problem wäre dann nämlich, dass ich nicht so schnell an diese Pflanze rankommen würde. In unserem Garten habe ich gerade eben vergeblich gesucht. Allerdings wächst in unserem Garten eine Menge Weißklee! Diese Pflanze zählt ja auch zu den Futterpflanzen der icarus-Raupe, wie ich in meinem neuen Ebert Band 2 gelesen habe!
Könnte ich also auch Weißklee anstelle von Hopfenklee nehmen?

Ich habe übrigens gerade eben schonmal ein Zuchtgefäss nach deiner Anleitung präperiert! Ich nahm allerdings ein Plastik-Lupenbecher! Jetzt fehlt also im Grunde genommen nur noch die Futterpflanze!

Und dann würde ich gerne noch wissen, wie schnell die Raupe dann wahrscheinlich schlüpft? Ich habe das Ei nämlich jetzt schonmal reingeholt. Allerdings regnet es hier gerade in Strömen, sodass ich erst frühestens morgen an Klee kommen könnte. Schlüpft die Raupe schon in den nächsten Tagen?

Nocheinmal vielen Dank für deine Hilfe, Ruedi! Ich finde die Sache jetzt richtig spannend, da ich so eine komplizierte Zucht noch nie versucht habe. Aber Polyommatus icarus ist ja eigentlich ein ideales "Versuchstier", da es sich ja um eine ziemlich häufige Art handelt, sodass ein Scheitern des Versuchs nicht ganz soo schlimm wäre!

Liebe Grüße
Mario ^^

Re: Ei von Polyommatus icarus

Salü Mario,

Auf die beschriebene Weise müsste der Falter jedenfalls noch in diesem Herbst schlüpfen. Die ganze Entwicklungsdauer wäre wohl so um die 5-7 Wochen zu veranschlagen. Die Raupen dürften etwa 5-10 Tage nach er Eiablage schlüpfen. Sei nicht verzweifelt, wenn es dann 14 Tage dauert.

Natürlich kannst du die Zucht auch mit Weissklee versuchen. Achte einfach darauf, dass du nicht zu "fette" Blätter erwischst. Kümmerliche Pflanzen sind immer viel besser! Nasses Futter ist übrigens auch zu vermeiden.

Gruss

Ruedi

Re: Ei von Polyommatus icarus

Hallo Ruedi,

nochmals vielen Dank für deine weitere Hilfe!

Da bin ich aber beruhigt, dass die Raupe erst nach etwa einer Woche schlüpft! Dann habe ich ja noch etwas Zeit und werde mich dann doch darum kümmern, Hopfenklee zu beschaffen!

Mal sehen, ob es mit der Zucht klappt!

Liebe Grüße
Mario ^^

Bestimmungsvorschlag: Polyommatus icarus
Re: Ei von Polyommatus icarus

Hallo Mario,

Dann
habe ich ja noch etwas Zeit und werde mich
dann doch darum kümmern, Hopfenklee zu
beschaffen!

die P. icarus-Raupe ist nicht wählerisch, frisst zur Not sogar Robinie. Hauptsache es ist ein Schmetterlingsblütler. Die Art bildet während der warmen Jahreszeit eine Generation nach der anderen aus. Am Kaiserstuhl fliegen die letzten regelmäßig noch Anfang November.

Übrigens Vorsicht mit dem abgetrennten Stengel. Wenn der zu sehr austrocknet, kann das Ei daran mitvertrocknen. Ist die Raupe erst mal geschlüpft, ist diese jedoch sehr robust und verfault eher, als dass sie vertrocknet.

Viele Grüße
Jürgen

Re: Ei von Polyommatus icarus

Hallo Jürgen,

vielen Dank für deinen Hinweis zu den Futterpflanzen und der Gefahr, die hinter dem abgetrennten Hopfenklee liegt ;) Ich werde aufpassen, aber ich denke, bis die Raupe geschlüpft ist, sollte es gut gehen!

LG Mario ^^

Ende