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Hallo Werner,
Die ursprünglicheren Lepidopteren (die Überfamilien Micropterigoidea, Agathiphagoidea, Heterobathmioidea, Eriocranioidea, Acanthopteroctetidoidea, Lophocoronoidea, Mnesarchaeoidea und Hepialoidea) haben an der Vorderflügelbasis nur das sogenannte Jugum, einen Fortsatz, der dazu dient, die Flügelhaftung im Flug zu gewährleisten. Die höheren Lepidoptera-Gruppen besitzen dagegen Frenulum und Retinaculum – sofern sie diese nicht sekundär wieder verloren haben, wie etwa die Tagfalter (Papilionoidea und Hesperioidea).
Das Frenulum besteht [bei Noctuoidea] beim aus einer kräftigen Borste und beim
aus mehreren Borsten, die an der Hinterflügelbasis entspringen und nach vorne ragen.
Das Retinaculum ist beim ein bandförmiger Fortsatz, der vom Vorderrand der Vorderflügelunterseite ausgeht – ein paar Millimeter von der Flügelbasis entfernt – und bei dem das Frenulum untergehakt wird. Beim
dagegen werden die (mehreren) Frenulumborsten unter eine Gruppe von längeren, starren Schuppen untergehakt, die von der Mitte oder nahe des Hinterrands der Vorderflügelbasis nach vorne gerichtet sind.
So kann man unter günstigen Umständen noch anhand von einzelnen Flügeln, etwa aus Spinnennetzen, von Fledermausfraßplätzen (Mausohr), aus Kühlergrillen von Autos usw. das Geschlecht ablesen.
Wer Schmetterlinge präpariert, ist mit dieser Struktur vertraut, weil man bei Eulen auf dem Spannbrett immer zunächst überprüfen muß, ob das Frenulum eingehängt ist, damit sich Vorder- und Hinterflügel auch gleichmäßig bewegen.
Ich habe im Internet keine brauchbaren Abbildungen dazu gefnden, obwohl es die bestimmt irgendwo gibt. In der Literatur findet man gute Abbildungen bei
Kristensen, N. P. (Hrsg.) (1999): Handbuch der Zoologie, Band IV. Arthropoda: Insecta. Teilband 35. Lepidoptera, Moths and Butterflies. Vol. 1: Evolution, Systematics, and Biogeography. – Berlin, New York (de Gruyter). X + 491 S.auf Seite 359, Abb. 19.4.
Oder man schaut sich beliebige Sammlungsexemplare mit einer guten Lupe von der Unterseite an.
Schöne Grüße
Axel