|
Hallo Tina
Ganz, ganz feine Dokumentation!
Und ich kann Deine Überraschung gut nachvollziehen, so oft ist es mir schon gegangen, dass ich Raupen eindeutig von einer Pflanze geklopft habe, mitgenommen, später bestimmt habe, und mit Sicherheit sagen konnte: eine der bekannten Raupen Nahrungspflanzen war nicht in der Nähe, und die Raupen wurden auch mit dem Originalfutter weitergefüttert und durchgezüchtet. Dass ist mir immer wieder, auch im Lepiforum, als "sicher falsche Bestimmung der Raupe oder Pflanze" ausgelegt worden. Trau Deinen Beobachtungen!
Eupithecia tripunctaria: da habe ich die Raupen (mehrere) schon auf Lonicera xylosteum gefunden, auf Rhamnus catharticus, Eupatorium natürlich, und auch Senecio fuchsii, neben den "üblichen", und auch damit bis zum Falter durchgezüchtet (und auch Florian N. hat noch weitere "unmögliche" Pflanzen gehabt). Ähnliches z. B. ist mir mit vielen anderen Arten passiert, die sich partout nicht an die Literatur halten wollten. So hatte ich auf Samos eine Raupe ähnlich Comibaena bajularia an Läusekraut gefunden. Die hier bekannte C. neriaria war schon mit Eiche gezüchtet worden, so sprach vieles für Thetidia smaragdaria, obwohl die von Samos nicht bekannt war, oder eine unbekannte türkische Art. Habe sie dementsprechend nach der Überwinterung auch weitergefüttert - und heraus kam eine neriaria. Die Raupe hat nie eine Eiche gesehen, die nächste weit von der Fundstelle entfernt.
Auch Deine Funde sollten anderen Mut machen, mal einfach eine Pflanze zu klopfen (aber bitte sofort den Schirm kontrollieren, nicht mehrere Pflanzen klopfen, sonst gibt es schnell ein Durcheinander), und Raupen auch damit weiterzufüttern, das wird zu manch weiterer Überraschung führen und vielen neuen Erkenntnissen, wie flexible doch sehr viele Arten sind und auch nach dem Prinzip "in der Not (oder auch gezielt) frisst der Teufel auch Fliegen" leben.
Wenn mir gerade jemand auch einen guten Tipp hat, welche Geometridenraupen an Cercis siliquastrum fressen (gestern 4 Raupen): bin für jede Idee offen. Ich kann keine Geometridenart auf Samos mit den Raupen in Verbindung bringen.
Dafür habe ich vor einigen Tagen endlich die Raupen Nahrungspflanze von Acanthovalva inconspicuaria in Europa bestätigen können: Osyris alba, nach Jahren die 2. Raupe daran.
Nochmals: Tolle, und hoffentlich viele andere Entomologen inspirierende Dokumentation!
Gruss aus dem jetzt herbstlichen Samos (nach 5 Monaten endlich etwas Regen, wo deshalb noch nicht eine einzige Herbstart geflogen ist)
Dieter