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Hallo Forum,
lasst mich mit einem Zitat aus unserer Bestimmungshilfe beginnen:
Die Raupe von Udea ferrugalis ist offensichtlich hochgradig polyphag - doch über die relative Bedeutung der einzelnen Arten im Freiland ist fast nichts bekannt. [...] Abgesicherte Angaben zur Freiland-Raupennahrung sind hier dringend erwünscht!
Eine weitere kann ich hiermit liefern, den Gagel (Myrica gale).
Fragt sich, was die Mutter für eine Wirtspflanze ausgewählt hätte, wenn Thomas und ich den Gagel vor Jahren nicht aus einem Feuchtgebiet (kein Schutzgebiet!) entnommen und in den Garten gepflanzt hätten...
Übrigens: an dieser Gartengestaltung im Vordergrund sind wir unschuldig.
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Dieses Blatt war zu auffällig befressen, als dass es scharfen Mikrologen-Augen entgangen wäre:
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Die Raupe dürfte, so schätze ich, im zweiten Kleid gewesen sein (oder, maximal L3). Sie maß 6 mm.
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Zuerst dachte ich an die mir schon bekannte Udea prunalis (--> uäähh, Raupenüberwinterung... ), aber dafür passte ihr Äußeres nicht so ganz.
Und nachdem sie sich gehäutet hatte, prangten ihre Nebenrückenlinien derart filigran und schmückte sich ihre Kopfkapsel so hübsch mit zarten Pünktchen, dass ich entzückt eine neue Theorie aufstellte.
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Die erhärtete sich, als ich die Raupe eine Woche später in der letzten Haut vorfand.
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Der Kokon war recht fest und ich wagte es nicht, die kleine Puppe herauszuholen.
Dafür würde ich heute mit einem attraktiven Mädchen belohnt (quietsch!):
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Daten: Deutschland, Niedersachsen, Region Hannover, Sehnde, 67 m, Garten in der Nähe vom Mittellandkanal, Raupe an Gagel (Myrica gale) 3. September 2019, Falterschlupf 1. Oktober 2019 (cult., det. & fot.: Tina Schulz)
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Weiß eigentlich jemand, wie die Generationenfolge hier in Mitteleuropa aussieht?
Es scheint ein Ineinanderfließen zu sein - schließlich existieren Falter und Raupen offenbar gleichzeitig, siehe Falter-Anfragen im Forum und in der BH von August-November.
Auch auf Hants Moths ergibt sich kein klares Bild (dokumentierte Flugzeit März-Januar!): http://www.hantsmoths.org.uk/species/1395.php
Zwei getrennte Generationen, wie SLAMKA (Die Zünslerfalter Mitteleuropas) sie angibt, vermag ich im Diagramm nicht zu erkennen. Liegt das vielleicht am Einwanderer-Status der Art im UK?
Viele Grüße,
Tina.