|
Hallo Jürgen, Jutta und Mitleser,
diese Frage stelle ich mir vor dem Bildeinbau auch des öfteren: Zeigt das Bild ein typisches Habitat oder ist es vielmehr ein beliebiges Bild, wo der Falter eher zufällig mal durchgeflogen/rumgesessen ist?
Viele Arten verbringen den größten Teils ihres Lebens in einem bestimmten Lebensraum. Da ist das Zufallsfoto dann meistens tatsächlich im Lebensraum gemacht worden. Richtig schwierig ist es für mich, gute Habitatfotos des Kleinen Kohlweißlings oder der Gammaeule zu machen.
Diese Frage kann am besten der Fotograf/die Fotografin selbst beantworten. Wenn man eine Art gut kennt und weiß wo sie sich entwickelt, kann man einschätzen, ob es sich um ein Larvalhabitat oder "echtes" Imaginalhabitat handelt oder nicht.
Ja, und deshalb bettle ich im Zusammenhang mit Habitatbildern immer um ausführliche Bildlegenden. Wenn ich nicht mehr weiß als: "Da habe ich den Falter fotografiert", sollte man das Bild nicht als Habitatfoto anbieten. Wenn das Habitat gut passt, dann kann ich das erläutern.
Grundsätzlich sollte ein Habitatfoto etwas mehr Fläche zeigen, als nur drei Grashalme mit einer Raupe. Eben das Habitat, in der sich die Raupe entwickelt oder der Falter bevorzugt aufhält. Aber auch nicht gerade Landschaftsaufnahmen, von denen es in der BH leider auch schon recht viele unter der Überschrift "Habitat" gibt.
Landschaftsaufnahmen haben durchaus auch ihre Berechtigung - vor allem bei Arten, über die die Wissenschaft nur wenig weiß; da schätze ich gerade die Bilder aus den nicht D-CH-A-Ländern. Aber das darf mittelfristig nicht alles sein. Landschaftsbilder mit guter Texterläuterung können auch sehr hilfreich sein.
Sieht man nur ein kleines Stückchen Wiese im Vordergrund, dann ein breites Tal und im Bildhintergrund eine gegenüberliegende Bergkette ist das alles, nur keine Habitataufnahme.
Ich bin da nicht ganz so streng. Das "kleine Stückchen Wiese" kann durchaus alles wesentliche enthalten: Der Text muss es dann aber auch verraten ...
Das Gegenteil ist hingegen durchaus wünschenswert: Ein paar Pflanzen, vielleicht auf einem viertel Quadratmeter Fläche, können einen Eindruck von z. B. dem bevorzugten Eiablageort geben: Aha, offener Boden und lückige Vegetation braucht das Weibchen, keine geschlossene Grasdecke. Das ist dann zwar keine ideale Habitataufnahme, aber es ist ein wertvolles Bild, das unter "Lebensweise" in die BH kann.
Ja.
Der Zeitpunkt der Aufnahme kann von Bedeutung sein, muss nicht unbedingt. Natürlich sollte das Larvalhabitat von A. cardamines nicht gerade dann fotografiert werden, wenn im Hochsommer die Wiese frisch gemäht worden und garantiert keine C. pratensis-Blüte mehr auf dem Bild zu finden ist. Und unter einem halben Meter Schnee sollte das Habitat auch nicht unbedingt verschwinden. Aber wenn man die Raupe grundsätzlich auch noch im Winter finden kann, wäre eine Aufnahme z. B. des A. ilia-Habitats im Januar durchaus sinnvoll.
Volle Zustimmung. Wenn man die Biologie einer Art kennt, kann man eigentlich nicht viel falsch machen.
Wo ist denn da vorne und hinten? ich werde den Eindruck nicht los, das schnüffelt nur am Hinterleib des . Ist dann mehr ein Balz- als ein Kopulabild.
Ich will nicht als Blinder von der Farbe reden. Aber wenn Isturgia limbaria einen Bezug zu Ginster hat, die Art sich dort entwickelt, Balz und Kopula hier regelmäßig stattfinden (das soll aber lieber jemand beurteilen, der sich mit dieser Art auskennt): Sicher, warum denn nicht? In zwei Tagen dürfte sich das Landschaftsbild jedenfalls kaum nennenswert verändert haben.
Also Jürgen, ich hatte Euch doch damals Isturgia limbaria am Baden-Airpark vorgeführt. Ich hänge mal noch ein altes Bildchen von dort an. Wahrscheinlich hatte ich das Weibchen gerade bei der Eiablage gestört - habe jedenfalls leider kein Ei gefunden. Mein Bild zeigt Besenginster, viel Besenginster, aber nicht nur Besenginster und keine überalterten Pflanzen. Und in solchen Beständen tritt die Art durchweg und zumindest mäßig häufig auf. Die Falter sind tagaktiv oder am Tage zumindest leicht aufzuscheuchen. Jedenfalls kann man hier überall auch Raupen finden, an kleinen Pflanzen, vor allem aber an kräftigen Büschen im lichten bis mäßig dichten Bestand. Und eben immer nur am Besenginster.
Deutschland, Baden-Württemberg, Nördliche Oberrheinebene, Stollhofen, Baden-Airpark, 123 m, Weibchen tagsüber mit Eiablageverhalten [Ei nicht gefunden, Ablage durch Fotografen gestört?] an Besenginster (Cytisus scoparius) in einem Bereich, in dem noch weitere Falter und in anderen Jahren auch Raupen gefunden wurden, 2. Juni 2005, Tagfund (Freilandfoto und det.: Erwin Rennwald)
Juttas Habitatbild ist gut, jedenfalls sehr typisch für diese Art. Eigentlich müsste uns Jutta nur noch verraten, dass an diesen Sträuchern ziemlich regelmäßig Eiablagen und Raupen dieser Art zu beobachten sind.
Viele Grüße
Erwin Rennwald