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Guten Tag Jürgen
Das sind viele Fragen, wo ich doch selber erst gerade daran bin, die Art kennen zu lernen!
1. Optischer Unterschied zu Triphosa dubitata:
Bei HAUSMANN & VIIDALEPP (2012). The Geometrid Moths of Europa, Vol. 3, p.404ff, Nr.202 (und T. dubitata, p.403ff, Nr. 201) steht (frei übersetzt):
Diagnose T. tauteli: Spannweite Männchen 33-38 mm, Weibchen 35-41 mm (T. dubitata 35-40 mm, Zwergformen ausnahmsweise 31-34 mm). Fleckung beim Weibchen stärker als beim Männchen. Grundfarbe glänzend ('satin') bräunlich grau, viel bleicher als bei T. dubitata und ohne rötlich-braunen Farbton. Querlinien dünner und undeutlich. Postmedianlinie (äussere Grenzlinie des Mittelfeldes) der Vorderflügel mehr gebogen, weniger konkav zwischen den Radialen und M1. Adern meist deutlich punktiert.
Bei ROBINEAU, R. (2007). Guide des papillons nocturnes de France. Delachaux & Niestlé, Paris, p. 55f, Nr. 371 seht unter T. dyriata* Powell, 1941 (frei übersetzt) Sehr ähnlich T. dubitata, von welcher sie sich durch den einfarbig beigen Farbton, sowie durch die Gleichmässigkeit und Feinheit der Zeichnungselemente unterscheidet.
*Robineau hielt diese hellen "dubitata" für dieselbe Art, wie die aus Marokko beschriebene T. dyriata, was dann offenbar Leraut 2008 widerlegte (nachzulesen bei Hausmann & Viidalepp).
Aus dem Text und den Farbtafeln bei Hausmann & Viidalepp und bei Robineau geht hervor, dass T. tauteli nicht unbedingt kleiner sein muss als T. dubitata. Auch gibt es relativ dunkel gefärbte Farbvarianten. Braunrote Farbtöne fehlen aber bei T. tauteli offenbar stets. Die von mir abgebildeten Tiere aus dem Jura stellen alles in allem Vertreter vom Ende des Spektrums mit kleineren und helleren Formen dar.
In beiden genannten Publikationen wird auf einen unterschiedlichen Verlauf der äusseren Begrenzung des Mittelfeldes auf den Vorderflügeln hingewiesen. Robineau macht zudem in einer Zeichnung aufmerksam auf die Querbänderung der Hfl-Oberseite bei T. dubitata.
2. Verhalten
Dazu kann ich nicht viel sagen. Bisher habe ich alle T. tauteli beim Lichtfang begegnet. Vor zwei Tagen sah ich dann 2 Falter erstmals in einer grösseren Höhle. Da sassen sie zwar alleine, was aber bei nur 2 Exemplaren kaum aussagekräftig ist.
Robineau schreibt dazu bloss: " L'espèce hiverne dans les grottes comme les autres Triphosa."
3. Mögliches Vorkommen in Deutschland?
Seit Bekanntwerden der Funde von T. tauteli im Schweizer Jura habe ich von Kollegen Hinweise auf tauteli-verdächtige Triphosa auch aus andern Landesgegenden der Schweiz erhalten, v. a. aus dem Alpengebiet.
Bereits bei VORBRODT & MÜLLER-RUTZ (1914: Die Schmetterlinge der Schweiz. Band 2) steht bei T. dubitata unter dem Namen cinereata Stph. "Ist kleiner, mehr aschfarbig und weniger gezeichnet. Unter der Art, nicht gerade selten."
Wenn man annimmt, dass unter der Formenbezeichnung cinereata neben möglicherweise tatsächlich existierenden helleren, mehr grauen Formen von T. dubitata auch alle potentiellen T. tauteli gemeint sind, dann ist es mindestens denkbar, dass diese "neue" Art bisher bereits an vielen Orten gefunden worden ist und dass sie seit langem schon unerkannt in etlichen Sammlungen schlummert. Über die Gesamtverbreitung der Art dürfte unser Wissen erst ganz am Anfang stehen.
Gruss
Ruedi