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Hallo zusammen,
da ich wohl zu tief in der Materie drinstecke, musste ich erst von meiner Ma auf etwas aufmerksam gemacht werden:
Seht ihr oben auch einen böse dreinblickenden Mafioso mit Bart, Koteletten, Halbglatze und großer Sonnenbrille?
In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um Kopf und Nackenschild einer Raupe des Brennnesselzünslers.
Aber fange ich vorne an.
Dieser mit Winde bewachsener Zaun hat heute Abend meine Aufmerksamkeit auf sich gelenkt - man kann sich schwärmerisch vorstellen, wieso .
Stattdessen fand ich aber... (mit dieser Einleitung gehen alle Geschichten von meiner Windenschwärmer-Suche weiter) etwas anderes, nämlich diesen Blattumschlag mit eindeutigen Fraßspuren:
Direkt am Eingang drückte sich eine Raupenfliege herum, sie ließ sich nicht verscheuchen (auf dem oberen Foto im Hintergrund zu sehen). Aha, es muss also noch ein Bewohner anwesend sein, dachte ich mir.
Aber zunächst besah ich mir die Fliege genauer, die recht unscheinbar und klein war und die ich auf den ersten flüchtigen Blick wohl für eine Stubenfliege gehalten hätte, wenn, ja wenn sie sich nicht so auffällig für diesen Blattumschlag interessiert hätte.
Das Tier begann sich zu putzen und ich schaute ihm mit der Cam dabei zu.
Und jetzt kommt die Überraschung: daher hat die Menschheit ihre Idee für auseinanderziehbare Stäbe!
Wow!
Ein ordentliches Gerät, diese Legemaschinerie. Jetzt kann ich mir lebhaft vorstellen, wie Raupen damit parasitiert werden.
Da musste ich mich doch gleich davon überzeugen, dass das ausersehene Opfer noch unangetastet war - und so war es auch:
Wo eine Raupe ist, sind meist auch mehrere.
Hier stecken zwei noch fressende Exemplare drin (allerdings räumlich getrennt):
Es wurde schon dunkel, daher fand ich nur noch eine halbwüchsige Raupe, die ich am Fundort beließ, und nahm die drei Großen mit.
Von den beiden, die ganz nah nebeneinander wohnten, hatte es die eine schon erwischt: zwei Raupenfliegeneier klebten an Popöchen, zwei an der Schnute. Das fünfte Ei hatte die Mutter "verschossen" (am rechten Bildrand auf dem Gespinst zu sehen).
Jetzt bin ich gespannt, ob die Larven aus den beiden Eiern an der Kopfkapsel auch den Weg in den Körper finden werden. Überhaupt, ob die Zucht gelingen wird. Das wird meine erste Zünslerraupenüberwinterung (Zünslerpräpuppenüberwinterung).
Ach so, ja: die eigentliche Überraschung war für mich, dass A. hortulata auch an Winde frisst. Man lernt nie aus!
Daten: Deutschland, Niedersachsen, Rodenberg, 80 m, Raupen an Calystegia sepium (Zaunwinde), 12. September 2016 (det. & Foto: Tina Schulz)
Viele Grüße
Tina
P.S.: Ist schonmal jemandem aufgefallen, dass die Wikipedia-Seite zu dieser Art eine Mischung - in Wort und Bild - aus A. hortulata und Pleuroptya ruralis darstellt? Uiuiui...