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Am selben Tag wie ich die andere gerade auf der Pflanze herumkrabbelnde Raupe fotografierte, nahm ich mir auch die andere Raupe vor. Sie hatte am Vortag ihren letzten Jugendsack verlassen und sich den letzten, endgültigen Sack aus einem Rosenblatt ausgeschnitten.
Noch ist er ganz frisch, halb durchsichtig und ungeformt.
15. April 2016
Der Jugendsack sieht zugegebenermaßen etwas merkwürdig aus. Er wirkt irgendwie seltsam verkrüppelt. Dennoch ist es unzweifelhaft der vorherige Sack, der an der Stelle im Blatt zurückbleibt, an der auch das neue Gehäuse ausgeschnitten wird. Das ist coleophoridentypisches Verhalten.
Und dass es ein Sack war, sieht man auch an der runden Öffnung am vorderen Ende.
15. April 2016
Anfangs ist der neue Sack noch zweiklappig am Ende. Nach wenigen Tagen ist dann aber schön die Dreiklappigkeit zu erkennen.
20. April 2016
Der eben gezeigte Sack ist gerade zur Nahrungsaufnahme angesponnen. Ja, in der Tat!
Schon an der Rose im Freiland hatte ich nur sehr wenige Minen gefunden, und mich darüber schon etwas gewundert. In der Zucht wurde klar, warum: die Raupen fraßen sich im Bereich der Stipel (Nebenblätter) ein und labten sich dort am ganz frischen, noch nicht ausgetriebenen Blattgewebe. Nix mit Minen in Blättern! Vielleicht erklärt das die geringere Auffälligkeit dieser Art? Minen fallen natürlich mehr auf als solcherlei Fraßspuren.
Ob das allerdings typisch für diese Art sein könnte, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich schildere hier nur meine Einzelbeobachtung.
Hier zwei Fraßbilder aus der Zucht:
20. April 2016
Und ein Freilandbild an der Fund-Rose:
18. April 2016
An der Rose fand ich noch weitere, ältere Spuren, und die daraus resultierenden verkümmerten, verkrümmten, verkrüppelten Blättchen, die es nicht richtig aus der "Achsel" herausgeschafft haben. Alles in allem sehr unauffällig.
Heute schlüpfte der Falter. Und er saß auf demselben Sack wie das vorherige Tier. Dieser saß aber richtig: auf "seinem" Sack! (Nur nicht auf den Fotos zu sehen.)
So ein süßer Kobold, nicht?
Mir ist aufgefallen, dass die weißen Fühlersegmente anders gebaut sind als die schwarzen. Sie divergieren am oberen Ende. Ähnlich wie man als Kind früher einen Palmenstamm gemalt hat.
Diese Exemplare haben eine andere Grundfarbe als die von mir bereits in der BH zu sehenden. Das passt gut zu Peter Buchners Beobachtung: "Allerdings weiß ich, wie variabel gerade bei ungezeichneten Coleophoriden die Grundfarbe sein kann." ( http://www.lepiforum.de/1_forum.pl?page=1;md=read;id=50883)
Heute werden sie ausgewildert. Tolles Wetter dafür
Daten: Deutschland, Niedersachsen, Rodenberg, am Judenfriedhof, 70 m, Raupe 15. April 2016 an Rose, e.l. 7. Mai 2016 (cult., det. & fot.: Tina Schulz)