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Liebe Forumiker,
ehe sich hier etwas Falsches einschleift, möchte ich nur kurz auf die wesentlich höhere Komplexität der „Causa pavonia“ hinweisen. Der Stand, den Forumskollege Tim Laussmann hier so schön darstellt, entspricht etwa dem Kenntnisstand von 2003 (siehe Huemer & Nässig 2003 und Segerer & Nässig 2003, siehe unter http://www.saturnia.de/publications/01-publi-sat.htm ).
Inzwischen wissen wir wesentlich mehr darüber, und es ist (wie meistens in der Biologie) alles deutlich komplizierter. Wie Werner Bruer (2014) zeigte (W. Bruer 2014: „Klärung des Artstatus von Saturnia (Eudia) josephinae (Schawerda, 1924), stat. rev., durch die Zucht der Hybriden von männlichen S. (E.) josephinae mit Weibchen anderer Arten von Saturnia (Eudia) (Lepidoptera: Saturniidae)“, Nachrichten des Entomologischen Vereins Apollo, Frankfurt am Main, N. F. 34 (4): 195–200; PDF beim Autor oder bei mir erhältlich), verhalten sich auch andere Kombinationen von Hybridpaarungen wie separate Arten mit teilweise infertilen Nachkommen. Diese Arbeit von Werner Bruer wurde mit mir abgesprochen; er hat dort schon im Vorgriff auf eine eigene, größere Arbeit, die ich immer noch nicht fertiggstellen konnte, einige neue Fakten publiziert, die ich hier kurz zusammenfassen möchte.
Wichtigste Anmerkung: Leider sind nicht alle dieser Arten im Barcode unterscheidbar!
Es gibt leider noch viele Unklarheiten, aber der „pavonia-Komplex“ sollte nach momentanem Kenntnisstand mindestens 4, wahrscheinlich 5, eventuell noch mehr Arten umfasssen.
Sorry — es ist nicht alles so einfach wie anfänglich gedacht, wenn Eiszeiten mit isolierten Populationen von schlecht flugfähigen Arten spielen ...!
Die Tiere aus Italien, die Tim darstellt, entsprechen also nicht pavoniella, sondern gehören zu meridionalis! Dafür stimmen die dargestellten Unterschiede zwischen pavonia und (pavoniella + meridionalis). Die Unterschiede zwischen diesen beiden (also pavoniella + meridionalis) sind allerdings gering: wie gesagt, leicht im männlichen Genital zu sehen, zuverlässig im Barcode, ansonsten aber habituell nur mit viel Erfahrung zu erkennen.
Wolfgang