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Hallo!
Ich kann zwar verstehen, dass es äußerst reizvoll ist, diese attraktive Art in der näheren Umgebung zu haben und von ihr schöne Fotos machen zu können. Allerdings finde ich das doch eine ganz schön subjektive Sicht der Dinge. Wäre die Art deutlich weniger attraktiv, würde eine Ansalbung sicherlich deutlich weniger befürwortet werden. Ich finde jedoch, dass man bezüglich der Attraktivität der Art nicht differenzieren sollte, wenn es um solche Ansieldlungen geht. Über den invasiven Charakter der Art und ihre Auswirkungen auf ihre Umwelt ist nichts bekannt. Einfach davon auszugehen, dass schon nichts passiert, ist zwar der wahrscheinlichste Fall, aber sicherlich nicht der einzig mögliche.
M. E. sind Ansalbungen jeglicher Art strikt abzulehnen. In Baden-Württemberg gibt es damit momentan große naturschutzfachliche Probleme, z.B. was die (widerrechtliche) Wiederansiedlung der beiden Parnassius-Arten an ehemaligen Fundorten angeht. Zu 95 % gehen solche Wiederansiedlungen sowieso schief, weil meist die Habitate nicht (wieder) in einem entsprechenden Zustand, die Flächendimensionen der Ansiedlung viel zu klein oder die angesiedelten Indiviuduenzahlen viel zu gering sind. Es hat fast immer einen Grund warum eine Art an einem Standort nicht mehr vorkommt. Kann sie diesen momentan von alleine nicht mehr besiedeln, muss es der Art eben über Verbundstrukturen ermöglicht werden. Sind die Populationen zu weit voneinander entfernt, sollte man eher versuchen, ausgehend von den noch bestehenden Populationen eine Wiederausbreitung zu erreichen.
Das Zerynthia-Vorkommen erinnert mich an ein vor über 100 Jahren angesalbtes Vorkommen der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) bei Tübingen, das immernoch existent ist. Es kümmert halt vor sich hin, mal besser, mal schlechter, eine Ausbreitung ist nicht zu beobachten, aber immerhin ist die Geburtshelferkröte ein indigenes baden-württembergisches Faunenelement.
Viele Grüße Thomas