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Als ich vor vielen Jahren mit dem Auto über Ungarn und Rumänien nach Bulgarien gefahren bin, fiel mir hier die fantastische Steppen- und Parklandschaft in der Umgebung des Ortes Hinova auf. Ich nahm mir vor einmal an dieser Stelle zu leuchten. Der Zufall kam mir also diesmal wegen des Umbaus des Ceausescu-Hauses zu Hilfe.
Schon während der Reisevorbereitung nutze ich die für unsere Zwecke so aufschlussreichen Aufnahmen von google.maps um potenzielle Standorte zu finden. Vor allem wo es an Karten des Gebiets fehlt, nehme ich die elaborierten und mit Notizen versehenen Ausdrucke mit. Vor Ort zeigt sich allerdings erst ob die Pläne zu verwirklichen sind oder nicht.
Ich suchte also ein Hotel oder eine Pension in der Nähe des ausgesuchten Ortes um meine Sachen dort zu lagern und um nach dem Lichtfang zu übernachten. Die Geschichte möchte ich Euch nicht vorenthalten, es folgt ein Eintrag aus meinem Notizbuch:
„Zwei km hinter dem Ort Simian taucht auch schon ein Schild der Pension „Smile“ ( http://www.turistinfo.ro/drobeta_turnu_severin/cazare-drobeta_turnu_severin/pensiunea_smile-c36549.html ) auf, die ich im Internet entdeckt und in der ich telefonisch zwei Übernachtungen reserviert habe. Die sommerliche Atmosphäre und die Landschaft (und bald viel mehr) erinnern an Kusturicas Film „Schwarze Katze, weißer Kater“. Nachdem ich einen großen Pool passiere, finde ich einen unfassbar grob zusammengezimmerten zweistöckigen Bretterverschlag vor, dessen Name sich ganz schnell von „Smile“ in „Creepy, evil grin“ verwandelt. Ich werde von einer fülligen, blondierten Frau in einem unbeschreiblich chaotischen Empfangs- und gleichzeitig Wäscheraum empfangen und bekomme zwei Schlüssel in die Hand gedrückt, die mit losem Kupferdraht aneinandergebunden sind. Das „Zimmer“ ist eine unfassbar schlampig zusammengeschusterte Innenbaracke, grob vernagelte und mit breitem Pinsel überlackierte Latten (die sich bereits an einigen Stellen lösen) bilden die dekorative Wandvertäfelung und den knarrenden Boden. In den dreckigen, noch nie geputzten Balkon wächst ein störrischer Ast eines am Donauufer stehenden uralten Nussbaums hinein. Das über alle Maßen schmutzige Bad ist immerhin voll verfliest, wenn auch in einem aggressiven Dunkelkobalt. Das Klosett leuchtet außen in der gleichen Farbe, aber ich vermute es wurde innen praktisch noch nie gereinigt. Die eingedreckte Plastikfußmatte würde ich noch nicht einmal mit der Rohrzange anfassen und die defekten und billigen Armaturen hängen leblos und locker aus der Wand. Die dünne Tür und das klapprige Schloss bieten keine Sicherheit. Als ich auch noch höre, dass diese Pracht sogar stundenweise vermietet wird („na, was kann ich tun wenn Männer aus der Stadt mit ihren Hürchen hier auftauchen…“) verlasse ich diesen Ort so schnell ich kann.
Ich flüchte schnell in die Natur, wo dann – noch potenziert durch den Kontrast - das Ekelgefühl bald von der Euphorie hier diesen ungeheuer beeindruckenden Flecken Erde gefunden zu haben, abgelöst wird. Die Auffahrt zu dem spektakulären Aussichtspunkt führt durch ein wadi-ähnliches Tal, das von Sandtürmen eingekeilt und von spärlicher Vegetation bewachsen ist und mehr an Afrika als an Europa erinnert. Der Sandboden ist so locker, dass ich selbst mit dem 4x4-Antrieb sehr langsam und nur in Schräglage schwimmend vorankomme. Ich verbringe hier oben eine Stunde wie in Trance, aber bis auf eine hochinteressante Eule, die mich hier zu erwarten scheint (ich hoffte Euch hier zu finden cardui oder cognata!), fliegt kaum noch etwas anders – es ist bereits zu heiß in der Mittagssonne.
Bild 12 Auffahrt
Rumänien, Oltenia, Mehedinti, 2 km NE Hinova, N 44° 33' 8.49", E 22° 47' 1.43", 160 msm, sandige Talsohle, 18. Juli 2012 (fot.: Christian Papé)
Bild 13 (später auch Leuchtplatz)
Rumänien, Oltenia, Mehedinti, 2 km NE Hinova, N 44° 33' 6.00", E22° 47' 30.00", 200 msm, xerotherme, sandige Steppenwiesen umgeben von supramediterranen niederen Eichenwäldern, 18. Juli 2012 (fot.: Christian Papé)
In der nahe gelegenen Stadt Turnu Severin, wo ich anderthalb Stunden später das Hotel mit dem etwas uninspirierten Namen „Tropical“ aufsuche und nach dem Lichtfang (erst gegen 4 Uhr am Morgen) übernachten werde, kommt mir mit den sauberen Zimmern und dem wunderschönen begrünten Patio nach dem Erlebnis in der Pension „Smile“ wie ein „Four Seasons“ vor. „
Diese folgenden drei Lichtfänge in Hinova werden sicher als „all time classics“ in meiner Erinnerung bleiben. Ich wurde von Massen an Faltern und der ungeheuren Artenvielfalt schier erdrückt. Darunter befanden sich einige, die in der Region – lt. Rakosy et al.: Verzeichnis der Schmetterlinge Rumäniens - noch nicht gefunden wurden (oder die Daten wurden bisher nicht publiziert), wie Acontia melanura, Acontia candefacta, Schinia cognata, Cilix asiatica, und eine Art, von welcher nur ein wunderschönes, antikes ungarisches Buch aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert (Abafi-Aigner, s. http://axioart.com/index.php?op=live_item&id=488505 ) berichtet (Catocala disjuncta, Fundort damals: Herkulesbad = Baile Herculane)