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Hallo,
das Ganze ist ein spannendes Thema. Wir haben in einer einer Stelle (!) in Costa Rica inzwischen über ein Dutzend Stämme dieser "Art", die sich (nur) klar über die mitrochondrale DNA unterscheiden und trennen lassen. Das ist aber nur ein Hinweis und reicht allein nicht für eine Trennung auf Artniveau aus. Derzeit werden bei allen diesen Gruppen weitere Untersuchungen vorgenommen, um zu klären, ob es wirklich Arten sind oder nicht. Die Biologie spricht zumindest in vielen Fällen eindeutig dafür. Auch wenn das Genital und das Aussehen der Falter (bislang) nicht weiter hilft, die Raupen und die Lebensweise sind doch sehr deutlich auseinander. Wenn wir (Nick Grishin ist hier dran, siehe Einleitung von BoA) erste einmal wissen, was da an Arten existiert, kommt die Frage, ob die schon einen Namen haben oder noch nicht. Dazu sind wir dabei, Barcodes von den Typen zu bekommen. Dummerweise ist ausgerechnet fulgerator schon 1775 von Walch "beschrieben" worden. Schon allein diese Beschreibung aufzutreiben, war sehr schwierig und es ist G. Lamas zu verdanken, dass wir sie einsehen konnten (inzwischen ist aber vieles auch digital verfügbar), der Scan bei BoA ist aber von ihm. Anfangen kann man damit aber praktisch gar nichts, aber wenn man weitere Arbeiten von Walch einsieht, kann man erfahren, dass seine Exoten aus den Niederlanden stammen und weiter, dass deren Quelle Surinam ist. Also hätten wir schon mal eine potentielle Herkunft des Typus, wenn auch der Typus unauffindbar ist. Auch die zweite Unterart azul ist ohne Typusexemplar, aber immerhin haben wir hier eine brauchbare Beschreibung und eine klare Herkunft und ich viel Material von diesem Fundort in meiner Sammlung. Das wird jetzt DNA-beprobt und dann ein Neotypus kreiiert, es spricht vieles dafür, dass catemacoensis ein jüngeres Synonym von azul ist. Dann sind da noch ein weiteres halbes Dutzend Namen und dann bleibt sicher noch was übrig, was namenslos ist. Ein spannendes Feld, falls man es denn je verstehen wird. Eine dieser Synonyme, beschrieben vor neunzig Jahren aus Bolivien, ist identisch mit mehreren Tieren meiner Sammlung aus Bahia. Aber nur mit diesen. Das soll mir mal einer erklären.
Die nächste, noch viel spannendere Frage ist, warum entsteht sowas. Die Ähnlichkeit ist nicht allein damit zu begründen, dass die nahe verwandt sind. Hier wütet offensichtlich eine starke Selektion auf einen Mimikry-Ring, wofür nur Vögel und höchstens noch Reptilien verantwortlich sein können. Wer von diesen Arten ist Original, wer ist Nachahmer? Und für diejenigen, die meinen, dass dafür ein weiser und gütiger Schöpfer verantwortlich ist: Was hat er sich dabei gedacht?
Aber Dein Foto wird wahrscheinlich nie zuzuordnen sein, es sei denn Du hättest dem Tier ein Bein abschwatzen können. Dann brauchst Du nur etwas Geduld.
Und glaube nicht, dass bei anderen neotropischen Hesperiidae alles viel einfacher ist.
Grüße
Ernst