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Die Gelegenheit zur eingehenden Betrachtung von Tapetenmotten ist selten. Zuvor hatte ich hier keinen einzige Falter erhalten. Die Anzahl, der über die Monate aus den eingetragenen Gewöllen geschlüpften Falter (über 60 Ind.), hat mich daher überrascht, denn am Licht im Garten war die Art selbst 2020 nicht erschienen. Offenbar kommt die Art nicht ans Licht. Die individuellen Unterschiede sind spärlich.
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Hier zunächst ein paar Falter:
Falter 1, Schlupf am 3. September 2020:
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Falter 2, Schlupf am 17. September 2020:
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Falter 3, Schlupf am 17. September 2020:
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Falter 4, Schlupf am 21. September 2020:
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Falter 5, Schlupf am 27. September 2020:
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Falter 6, Schlupf am 30. September 2020:
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Falter 7, Schlupf am 19. Februar 2021:
Für alle Bilder gilt: Deutschland, Niedersachsen, Lüneburg-Oedeme, Zucht aus im eigenen Garten ausgelegten Waldohreulen-Gewöllen, im Mai 2020 ins Haus geholt (Fotos. Frank Stühmer)
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Die Zeichnung ist diagnostisch und die Art könnte höchstens mit T. scandinaviella verwechselt werden. Daher habe ich einige Falter zur Bestätigung genitalisiert. Bei der näheren Betrachtung der Färbung, haben mich ein paar konstante Merkmale überrascht: Die sehr hübschen ocker-gelben Spitzen der äußeren Schuppen des Thorax-Hinterrandes oder der auffällig matt-braun-schwarze Wisch, der sich hinter dem kleinen Glasfeld zur Flügelspitze hin bis zum weißen Vorderflügelfeld erstreckt. Die Trennlinie zwischen dem hellen und dunklen Flügelteil ist nie gerade sondern mittig meist etwas eingekerbt und verläuft an der Costa zur Flügelspitze hin abgeknickt auslaufend. Variation gibt es z. B. bei der Anzahl und Größe der Flecken am Vorderflügel-Hinterrand, dem dunklen Fleck neben dem Knick der Trennlinie, der Ausdehnung des hellgrauen Feldes im weißen Vorderflügelteil und ganz besonders bei der Zeichnung des Apex. Dort findet man alle Übergänge von vier großen Flecken (zwei Reihen deutlicher großer Doppelflecken) über drei bis hin zu nur zwei kaum sichtbaren Fleckchen. Auch die dunkle Subterminalbinde ist in Intensität und Ausdehnung variabel. Hier ein Zusammenschnitt von 16 Flügelspitzen mit der ganzen Bandbreite der Zeichnungen:
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Ebenfalls extrem sind die Größenunterschiede. Große Weibchen und kleine Männchen kann man manchmal kaum als die gleiche Art ansehen. Hier zwei besonders extreme Exemplare vom 18. und 19. Februar 2021:
Die Länge des rechten Flügels des Weibchens (rechter Falter im Bild und Falter 7 oben) beträgt 11,6 mm (Spannweite also größer 23 mm) und die des Männchens 5,1 mm (also eine Spannweite von unter 11 mm). Damit liegen beide Falter außerhalb der bei Gaedike genannten Bandbreite (13 bis 22 mm).
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Hier ein Lebendfoto des obigen Zwergmännchens, Schlupf am 18. Februar 2021:
Dieses Männchen war extrem klein und in mehrfacher Sicht bemerkenswert. Es hatte als einziges Exemplar aller Falter beidseitig einen dunklen Zapfen, der von der Trennlinie weg mittig in das weiße Flügelfeld reichte und die Augen waren, verglichen zum restlichen Falter, unnatürlich groß. Dieses Zwewrgmännchen und das sehr große Weibchen habe ich zur Kontrolle genitaluntersucht.
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Abschließend und der Vollständigkeit halber hier noch ein (eher schlechtes) Kopula-Foto vom 30. September 2020: